Warum läufst du?
Text: Nele // Photos: Florian Kurrasch
„Warum läufst du?“ – Diese Frage wird nicht nur von verwirrten Familienmitgliedern und Freunden oder betrunkenen Fremden gestellt, an denen du morgens vorbeiläufst…
Nein, wenn du so tickst wie ich, hast du dir diese Frage schon oft selber gestellt. Womöglich bei der letzten Hill-Repeat Session oder wenn der Wecker mal wieder um 6 Uhr morgens für ein High-Carb-Frühstück vor einem Rennen klingelt.
In unserem Team ist die Motivation tagein und tagaus zu trainieren deutlich vielschichtiger als der bloße Grund fit zu bleiben. Sich Woche für Woche unzähligen Laufstunden hinzugeben und sich die Schmerzen einer Laktat-Party in unseren Muskeln zu stellen, erfordert eine besondere Grundeinstellung.
Angesichts der unerwarteten Umstände und der Absage der meisten Rennen haben sich viele Läufer, mich eingeschlossen, gefragt, wofür sie denn nun trainieren sollen. Wir alle haben den grundsätzlichen Drang, uns zu bewegen und für mögliche zukünftige Rennen irgendwie in Form zu bleiben. Aber woher nimmt man die Motivation, harte Intervalleinheiten oder 30k+ lange Läufe durchzuziehen, wenn keine greifbaren Ziele in Form von Rennen in Sicht sind?
BTC als Motivationstreiber
Um uns weiterhin gegenseitig zu pushen und den BTC-Geist am Leben zu erhalten, haben wir neue Wege gefunden, um in Verbindung zu bleiben. Über gemeinsame digitale Trainingseinheiten, Training in Kleingruppen oder Team-Meetings im digitalen Raum, um über die Zukunft des Teams zu sprechen.
Um unnötige Reisen zu vermeiden, entschieden wir uns in diesem Sommer für ein Trainingslager in der Nähe von Berlin. Wir haben nämlich schon früh erkannt, dass es auf unserem Niveau nicht nötig ist, weit weg zu oder in die Höhe zu reisen, sondern die richtigen Leute um sich herum zu haben, das Team. Und wenn das gegeben ist, bietet eigentlich jeder Ort die Möglichkeiten alles zu geben, was wir brauchen, um hart zu trainieren, an unsere Grenzen zu gehen und diese gar zu verschieben. Und da wir uns auch sonst gerne von Elite-Teams inspirieren lassen, führte BTC auch Time Trials ein (hier gibt es einen kleinen Einblick: https://berlin-track-club.de/from-marathon-to-middle-distance/).
Für eine Weile war es die einzige Motivation, die ich brauchte, meine Teamkollegen um mich herum zu haben. Gleichzeitig machte mir das wieder einmal bewusst, wie dankbar ich bin, dass ich in einem Team bin, das mir den Rücken stärkt.
Sicherlich hoffen wir alle darauf, in Zukunft mal wieder am Start eines Volkslaufs zu stehen. Aber die Verlagerung des Fokus auf die Steigerung des Umfangs und schnellere Zeiten während einer Pandemie kam mit einem bittersüßen, subtilen Gefühl der Ignoranz und Vermeidung. Es war/ist eine Herausforderung, die Balance zwischen der Fokussierung auf persönliche Bedürfnisse und dem „Nicht-Verschließen“ der Augen vor wichtigen Dingen außerhalb der Laufblase zu finden.
Jenseits der Laufblase
Dies war ein notwendiger Weckruf für mich, um über meine persönliche Motivation zu Laufen nachzudenken. Ich war auf der Suche nach einem Zweck für meine Meilen, die ich nach wie vor fleißig sammelte. Ich wollte, dass sie für mehr zählen als nur für meine Strava-Statistiken.
Ich fragte mich, ob es einen Weg gibt, dem Laufen im Gesamtkontext des Jahres 2020 mehr Bedeutung zu geben. Mit all dem, was in diesem Jahr passiert ist, und ich glaube nicht, dass ich das näher ausführen muss, wollte ich glauben, dass das Laufen einen besseren Sinn haben kann, als fit zu bleiben und schnelle Zeiten auf einer bestimmten Anzahl von Runden auf der Bahn zu jagen.
Auf der Suche nach der Antwort, warum ich laufe, bin ich gelaufen. Paradox, ich weiß. Aber ich habe mir wirklich Mühe gegeben, Gründe zu finden, die über die bereits erwähnten hinausgehen. Und ich fand viele:
1. Menschen, mit denen ich laufe: Die meiste Zeit schienen sie einfach da zu sein, und ich nahm das als selbstverständlich hin. Aber sie sind der Grund, warum ich bei der letzten Wiederholung alles gebe. Der Grund, warum ich Hügel hochlaufe und früh aufstehe für einen gemeinsamen langen Sonntagslauf. Weil sie mich anfeuern, sie sehen und kennen den Schmerz und glauben an mich. Sie feiern meine Siege und helfen mir auf, wenn ich am Boden bin.
2. Inspiration: Wenn ich nicht aus der Puste bin, bin ich in Gespräche verwickelt, die meine Sichtweise auf wichtige Dinge herausfordern und mich auf Themen bringen, über die ich alleine nicht nachgedacht hätte
3. Chance, etwas zu verändern: Die Black Lives Matter-Bewegung in Berlin im Juni hat mir bewusst gemacht, dass ich von einem weißen Privileg profitiere und dass ich dieses Privileg aktiv nutzen möchte und muss, um etwas zu verändern. Das Laufen kann genutzt werden, um die Arbeit zum Abbau systemischer Barrieren für unterdrückte Minderheiten zu fördern und zu verfolgen.
4. Ausgleich: Laufen hilft, während COVID19 nicht verrückt zu werden. Den ganzen Tag zu Hause in Online-Uni-Kursen zu sitzen, während man mit einer weiteren Tragödie von 2020 bombardiert wird, ist hart. Ich habe gemerkt, wie leicht es ist, sich in Gedanken zu verlieren, wodurch ich mich ganz müde und kraftlos fühle. Die meisten Leute, mit denen ich gesprochen habe, haben mindestens einmal eine solche Phase während des Lockdowns durchgemacht. In der Mittagspause eine Runde in der Sonne laufen zu gehen, war ein Highlight des Tages. Mir zu erlauben, die alltägliche Routine zu unterbrechen, war wie ein Reset-Knopf für meinen Kopf und machte Platz für neuen und frischen Input.
Ich glaube, ein Läufer zu sein bedeutet, dass Laufen mehr als nur ein Hobby ist – es ist Teil der Identität. Eine neue Bedeutung im Laufen zu finden, kommt mit persönlicher Veränderung und Entwicklung. Nennen wir es die Romantisierung einer traurig aussehenden Situation, aber ich denke, es gibt etwas Gutes zu entdecken, sogar in diesen schlimmen Zeiten.
Was liegt vor uns?
Wenn es also etwas gibt, das man aus 2020 mitnehmen kann, dann ist es die Herausforderung, anders zu denken und über aktuelle Lebensweisen und Gründe zum Laufen nachzudenken.
Da wir uns selbst herausgefordert sehen, wollen wir dir trotzdem Gründe geben, damit du weiter schnell läufst. So sind wir auf die Idee gekommen, unsere Community mit digitalen, offenen Sessions zu versorgen – und dir gleichzeitig einen anderen Input zu geben, über den du lernen oder nachdenken kannst, der auch dein Leben als Läufer betreffen könnte.
Unsere Dezember Session für euch:
2min-8min-6min-4min-2min mit 2min easy Pace zwischen allen Wiederholungen
– 8′ und 6′ mit Halbmarathon-Pace, 4′ mit 10km Pace und 2′ mit 5km Pace
Vielleicht willst du diese Woche auch nutzen, um über deine Laufziele und Motivation nachzudenken, vielleicht willst du aber auch nur das Training absolvieren und uns zeigen, wie schnell du gelaufen bist! Beides ist sehr cool.
Wenn du dich mit diesem Thema beschäftigen möchtest, habe ich ein paar Links, die du dir ansehen kannst:
- Wie gehen Eliteläufer mit verschobenen Olympischen Spielen, Schwierigkeiten im professionellen Training und anderen Dingen um? Tempojournal hält dich auf dem Laufenden über die Gedanken der Athleten und die wenigen Rennen, die noch stattfinden: https://tempojournal.com/
- Erfahre warum Black Lives Matter auch in Berlin genau so wichtig ist wie in den USA: https://www.blacklivesmatterberlin.de/
- Laufen im wahrsten Sinne des Wortes für einen guten Zweck nutzen – die US-Organisation „Back on my feet“ widmet sich dem Kampf gegen Obdachlosigkeit durch Laufen. Schau dort gerne mal vorbei oder unterstütze die Organisation vielleicht sogar mit einer Spende: https://backonmyfeet.org/about-us/mission-vision/
- Support Black-Owned Businesses: 181 Places to Start Online: Eine Ansammlung von Websites von Black-Owned Businesses, kategorisiert nach Branche: https://www.websiteplanet.com/blog/support-black-owned-businesses/
Wir würden uns freuen, deine Gedanken zu hören. Was motiviert dich regelmäßig die Laufschuhe zu schnüren?
Bleibt gesund und bis bald!
Nele // BTC
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