Project Fearless: 8 Week Mission Complete

Rennen

Text: Agata // Photos: Florian Kurrasch

15. April 2021

Die Reise im Rückspiegel

Die Reise Project Fearless ist mit dem Race Day am Sonntag vorbeigegangen. Acht Wochen liegen hinter uns, acht Wochen mit vielen Online-Trainings, Zoom-Calls und Hunderten getrackten Kilometern. Mit Blasen an den Füßen, zwischenzeitlichem Knieweh und auch mit Motivationstiefs. Es gibt nichts zu beschönigen, Lauftraining kann ganz schön brutal sein – umso schöner ist es, wenn am Tag des Wettkampfs dann doch alle in den Laufschuhen stehen und laufen. Die Erfahrung des achtwöchigen Trainingsplans mit anderen zu teilen hat geholfen, sich durch kleinere Hindernisse im Alltag nicht aus der Bahn werfen zu lassen. Zum einen, weil wir uns stets Zuspruch gegeben haben, zum anderen weil man merkte, dass es anderen auch nicht immer leicht fällt. 

BTC runners at the starting line of a 3000m track race Laufteam Berlin
adrian has a clear vision

Die fünf emotionalsten Momente vom Race Day

Fades Frühstück für schnelle Zeiten

Banane, Haferflocken, Espresso: Beim Anblick des Sonntagsfrühstücks wird mir so richtig bewusst – es ist Race Day. Denn so spartanisch fallen keine gewöhnlichen Mahlzeiten aus. Magenschonende Kost, schnelle Kohlenhydrate für die Energie, Koffein für den extra Kick – wobei ich den auch gar nicht gebraucht hätte. Denn ich bin wach.

Heute ist der Tag: Wir haben eine Gerade im Grunewald ausgesucht, um dort an der Project Fearless Challenge teilzunehmen. Das bedeutet, dass jede von uns 10 Kilometer oder Halbmarathon laufen muss. “Es geht um nix, es ist nur ein schnellerer Trainingslauf”, sage ich mir, um meine Nerven etwas zu beruhigen. Draußen ist es noch kalt und etwas nebelig, ich springe auf mein Fahrrad und mache mich auf dem Weg zum Wald. 

“Es geht um nix, es ist nur ein schnellerer Trainingslauf.”

– Agata Strausa

Aufgeregt? Warte mal die Startnummernausgabe ab

“Ich bin schon aufgeregt”, das hörte man von vielen Läuferinnen bei der Ankunft. Wer da noch nicht nervös war, wurde es definitiv nachdem Sven nach und nach die Läufer*innen am Parkplatz abspazierte und die personalisierte Startnummern verteilte. Jetzt wurde es wohl allen bewusst: Das hier ist kein gewöhnliches Training, heute geht’s um was! 

Dabei bekam jede Läuferin ein Namensschild, so wie bei echten Rennen. Und wie es sich für Profis gehört, bekam auch fast jede Läuferin einen eigenen Tempomacher an die Seite, zu erkennen an der “Pacer”-Aufschrift auf der Startnummer. Und dann ging es auch schon in Zweiergruppen mit etwa jeweils fünf Minuten Abstand auf die Strecke. 

Tunnelblick: Die Magie des Grunewaldes

Als Rennstrecke für die Challenge haben wir uns den Kronprinzessinnenweg im Grunewald ausgesucht. Das ist eine etwa sechs Kilometer lange Asphaltstraße, auf der nur Fußgänger und Radfahrer fahren dürfen. Sie führt ab dem S-Bahnhof quer durch das grüne Herz Berlins. 

“Der Kronprinzessinnenweg hatte etwas Besonderes: Umzäunt von Kiefern, abgeschottet vom Rest der lauten Stadt, hatte man hier seine Ruhe für den Run.

– Agata Strausa

Am Race Day war kaum jemand auf der Straße unterwegs, wir hatten sie quasi für uns, was eher ungewöhnlich war. Nur hin und wieder zischten Rennradfahrer-Trupps an uns vorbei, die den Weg gerne nutzen, um schnell aus der Stadt rauszukommen. Manche von ihnen schauten verdutzt, warum alle paar Kilometer Läufer-Duos unterwegs waren. Weil wir die gleichen Trikots trugen (danke Nike!) war es unschwer zu erkennen, dass wir irgendwie zusammen gehören.

Manche Radfahrer riefen im Vorbeifahren etwas Aufmunterndes zu, wie “Sieht gut aus!” oder ein “Weiter so!”. Der Kronprinzessinnenweg hatte etwas Besonderes: Umzäunt von Kiefern, abgeschottet vom Rest der lauten Stadt, hatte man hier seine Ruhe für den Run. Keine Ablenkungen, nur wir Sportler*innen unter uns. Dann kämpfte sich auch langsam die Sonne durch und die warmen Strahlen waren auf der Haut zu spüren: Ein magischer Morgen.

Der Läufergruß

Als wir da nun zu zweit oder alleine auf dem Kronprinzessinnenweg Hin- und Herliefen, kamen wir immer wieder unweigerlich auch unseren eigenen Project Fearless Teilnehmer*innen über den Weg. Die ganz Zeit sieht man nur Asphalt und Bäume, aber da hinter dem nächsten Hügel tauchen dann plötzlich auf der gegenüberliegenden Seite zwei Runner auf. Zu erkennen an den hellen Oberteilen und Blitzblauen Schuhen. Voll im Fokus, Blick nach vorne, Armschwung hin und her, alle im eigenen Tunnel. Doch wenn man dann aneinander vorbeiläuft kommt dieses anerkennende Nicken, das man unter Sportlern kennt. Es heißt “Hallo”, “Respekt” und “Schön, dich hier zu sehen” zugleich. Zu Beginn des Rennens reichte die Atemluft noch für ein “Let’s go!” oder “Sehr gut!” als Zuruf aus. Doch nach etwa 30 Minuten reicht auch ein Nicken oder ein schnelles Handheben, wir verstehen uns.

Zielband durchqueren

Als Start und Ziel der Challenge hatten wir uns den Anfang des Kronprinzessinnenwegs abgemacht. Als Überraschung gab es auch noch ein Zielband, dass jede Finisherin durchqueren konnte, während die Pacer sich zurückfallen ließen. Leider war Jana so schnell wieder im Ziel, dass wir ihr es nur im Nachhinein um den Hals hängen konnten. Aber andere Läuferinnen wie Lena, Cheryl und Lisa konnten ihren Moment voll auskosten – und das Zielband mitreißen. 

Beim Project Fearless ging es eben nicht darum, nur die Schnellsten zu ehren, sondern jede, die mitgemacht hat. Die das überwunden hatte, was auch immer sie persönlich vielleicht noch vor Kurzem zurückgehalten hätte, 21,1 Kilometer zu laufen. Wer sich fragt, warum auf dem Zielband “We Fly Riga 5 KM” draufstand: Das Zielband hatte Agata zur Verfügung gestellt, sie hatte es vor drei Jahren bei einem 5-Kilometer-Rennen in Riga erkämpft. Wäre zu schade, es nur noch im Schrank aufzubewahren. Wär hätte gedacht, dass das Zielbanddurchlaufen allen so viel Spaß machen kann?

Wie geht es weiter?

Nur wenige Tage nach dem Race Day ist es ungewöhnlich still in der Chatgruppe von  Project Fearless, in der wir bisher fast täglich kommuniziert haben. Einerseits ist Erholung angesagt, ein bisschen Laufpause. Ich habe das Gefühl, dass wir uns auch ohne Hin- und Herschreiben irgendwie trotzdem mehr verbunden sind. 

Weil wir diese Reise geteilt haben. Wir haben durch Project Fearless neue Motivation geschöpft, uns Selbstbewusstsein geholt, neue Freunde kennen gelernt – und planten schon kurz nach dem Rennen die nächsten Challenges. Vielleicht wird da auch die Chatgruppe dann wiederbelebt – und um viele neue Mitglieder*innen vergrößert.  

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